Alljährlich am letzten Wochenende im August wird es für Fledermausfans spannend. Im Rahmen der Europäischen Fledermausnacht, international als "Batnight" bekannt, werden an diesen Tagen von Fledermausfreunden und Naturschutzgruppen vielerorts kleine Events rund um die fliegenden Kobolde der Nacht auf die Beine gestellt.
Im Lahn-Dill-Kreis fand dieses Jahr eine ganz besondere Veranstaltung statt. Die Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Hessen (AGFH) und das Outdoor-Zentrum-Lahntal in Greifenstein-Allendorf waren Gastgeber der großen Batnight des NABU-Bundesverbandes.
Auf die rund 450 Besucher wartete ein buntes Programm: neben Kinderschminken, Stofftaschen bemalen und Holzmedaillons stempeln, gab es einen Stand der Betreuten Grundschule Ulmtal. Hier konnten Fledermausmobiles und eine lustige Wäscheklammerfledermaus gebastelt werden. Am Stand "Natur entdecken" konnten Gäste bei dem Geruchs- und Geräuschememorie Nase und Ohren erproben - Sinnesorgane die bei Fledermäusen weitaus besser trainiert sind als beim Menschen. Zur Entspannung gab es eine Vorleseecke für Kinder, eine Ausstellung mit Fledermauszeichnungen der Künstlerin Stefanie Gendera und einige Fledermausskulpturen aus Holz des Kettensägenkünstlers Georg Maurus. An einer Station im Wald wurden die verschieden künstlichen und natürlichen Quartiermöglichkeiten von Fledermäusen vorgestellt. Eine Vielzahl an Stoff- und Holzfledermäusen, T-Shirts, Bücher, Topflappen und weitere Fledermausartikel konnten an dem Verkaufsstand erworben werden.
Publikumsmagnet waren natürlich die Fledermauspflegetiere. Sieben Fledermäuse unterschiedlicher Arten, die aufgrund von Verletzungen oder Krankheiten noch nicht wieder in die Freiheit entlassen werden können, konnten aus unmittelbarer Nähe bestaunt und beim Fressen von Mehlwürmern beobachtet werden. Was übrig bleibt, wenn so eine Fledermaus sich über ein Insekt hermacht, konnte gleich nebenan unter der Lupe begutachtet werden. Chitinpanzer, Fühler und Beine werden von Fledermäusen wieder ausgeschieden und sorgen dafür, dass der trockene Fledermauskot ein prima Blumendünger ist. Unter fachkundiger Anleitung konnten Fledermauskästen vor Ort selbst zusammengebaut werden. Über weitere Maßnahmen, die den seltenen Tieren Nahrung und Schutz bieten, konnten sich die Besucher am NABU-Stand informieren. Die Aktion Fledermausfreundliches Haus des NABU Hessens hat in diesem Sinne schon über 900 Häuser ausgezeichnet - und hofft noch in diesem Jahr das 1000 Haus zu erreichen.
Für das fachlich interessierte Publikum gab es einen Wissenschaftsstand, der einen Einblick in die Fang- und Monitoringsmethodik gewährte. Die Unterscheidung von Fledermausarten anhand ihres Ultraschallprofiles ist eine eigene Wissenschaft für sich und nur die wenigsten Arten lassen sich anhand der Geräusche aus dem Fledermausdetektor sicher erkennen.
Das Team vom Outdoor Zentrum sorgte während der gesamten Veranstaltung für das leibliche Wohl. Trotz hochsommerlichen Temperaturen war es unter den Bäumen schattig-kühl und man konnte es sich bei einem Glas "Fledermausblut" gemütlich machen um das Kinder-Quiz zur Fledermausnacht auszufüllen. Ab 19:00Uhr begann das Abendprogramm unter der Moderation von Markus Dietz, einem angesehen hessischen Fledermausexperten. Nach den Grußworten des NABU Bundesverbandes, des hessischen Landesverbandes und Karl Kugelschafter, dem Bundessprecher der Fledermauskundler, wurden die Gewinner des Fledermausquiz bekanntgegeben. Neben T-Shirts und Fledermausbüchern für die Quiz-Gewinner gab es für jeden Quiz-Teilnehmer eine kleine Fledermaus, denn alle Kinder hatten gut recherchiert und viele richtige Antworten gegeben.
Im Anschluss folgte ein Vortrag von Rudolph Fippl über das Fledermaushaus. Das Outdoor-Zentrum liegt in direkter Nachbarschaft zum HGON-Fledermaushaus Greifenstein-Allendorf, in dessen Dachgeschoss mehrere hundert Weibchen des Großen Mausohres jährlich ihre Jungen großziehen. Regelmäßig werden dort Veranstaltungen angeboten, bei denen man sich über Fledermäuse informieren und per live-Schaltung die Tiere im Dachgeschoss beobachten kann.
Als letzter Referent entführte Martin Straube in die besondere Welt der Fledermäuse. Der gelernte Wild- und Zootierarzt ist schon seit vielen Jahren im Fledermausschutz tätig. Im Gepäck sein neustes Buch: "Falsche Vampire & fliegende Hunde“.
Zum Ausklang des Abends erkundeten die Teilnehmer in Gruppen den Wald wo sich die Fledermäuse per Detektor hören und bei der Jagd beobachten ließen
Bei allen Helfern die zu dem Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben bedankt sich der Sprecherrat der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Hessen.
Der Blog-Bericht von Sebastian Kolberg vom NABU Bundesverband findet sich hier